„Die Dialoge sind intensiver und konzentrierter als sonst“ – Zusammenarbeit in Zeiten von Corona

„Die Dialoge sind intensiver und konzentrierter als sonst“ – Zusammenarbeit in Zeiten von Corona

Aktuelles Weltgeschehen geht natürlich nicht spurlos an unserer kleinen Büro-Gemeinschaft vorüber. Auch in unserer Remise in Berlin-Kreuzberg ist der Corona-Virus angekommen – bisher glücklicherweise noch nicht durch eine Infektion, dafür aber schon längst in unseren Köpfen. Co-Working in Zeiten einer Pandemie? Wer bleibt, wer verabschiedet sich ins Home Office? Zeit für einen Büro Talk.

Donnerstagnachmittag in unserer Berliner Büro-Gemeinschaft: Wir sprechen über die Auswirkungen der Corona-Krise auf unsere Arbeitsleben. Denn wir alle spüren: In diesen Stunden verändert sich draußen etwas. Irgendwie mag keiner mehr so richtig arbeiten, wir stehen alle ein wenig ratlos herum und tauschen uns aus, was Corona für jede*n Einzelne*n bedeutet. Andrea erzählt von Angehörigen in Italien, Lena berichtet von der menschenleeren U8 auf dem Weg ins Büro.

In unserer Bürogemeinschaft arbeiten überwiegend Selbstständige, außerdem mit Magis eine italienische Design-Brand. Vorweg sei gleich gesagt: Wir alle kommen wohl, soweit man das zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, mit einem blauen Auge davon. Unsere Businesses sind nach heutigem Kenntnisstand nicht substanziell bedroht – anders als viele andere, denen unsere ganze Solidarität gehört. Aber auch wir spüren die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft schon jetzt. Und wir gehen unterschiedlich damit um:

Regisseur Max Langfeldt

Max Langfeldt, Regisseur

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Dein Business?

Gerade habe ich sehr viele Ausfälle. Zum Beispiel ist eine große Drehreise in die USA, auf die ich mich wahnsinnig gefreut habe, abgesagt worden. Aber auch die Drehs in Deutschland werden nach und nach gecancelt.

Wie gehst Du damit um?

Immer noch sehr abwartend.

Wie verändert die Situation Deine Zusammenarbeit mit anderen?

Seit den letzten Tagen wird ein Krisengespräch nach dem nächsten geführt. Ansonsten ändert sich noch nicht so viel in der Zusammenarbeit – außer, dass die Begrüßungen distanzierter werden.

Magis Team

Team Magis

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Euer Business?

Als norditalienisches Unternehmen spüren wir total starke Auswirkungen. Nach dem kompletten Shut-Down in Italien, können die meisten unserer italienischen Kollegen nicht mehr zur Arbeit kommen. 

Wie geht Ihr damit um?

Wir sind von Seiten der IT leider noch nicht gut genug aufgestellt, um alle von Zuhause aus arbeiten zu können. Ansonsten könnten wir die aktuelle Situation sicherlich noch besser abfedern. 

Wie verändert die Situation Eure Zusammenarbeit?

Sie wird intensiver: die Dialoge unter uns Kollegen*innen sind stärker und konzentrierter als sonst, wir nutzen unsere Zeit sehr viel effektiver. Und wir finden auch, dass wir kreativer sind. 

Viertel/Vor Team

Team Viertel/Vor 

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Euer Business?

Während unser Online-Bereich nicht so stark betroffen ist, verändert sich der Offline-Bereich gerade rapide: Recherche-Reisen, Aufträge als Speaker*in oder Moderator*in werden abgesagt. Wir haben also sowohl finanzielle Verluste als auch weniger Informationen, die wir für unsere Arbeit brauchen. 

Wie geht Ihr damit um?

Bisher gelassen, weil die Einschränkungen nur eine Säule unseres Business betreffen und wir online weiter machen können. Es wirft aber natürlich seinen Schatten voraus: ein Großteil unserer Kooperationspartner sind Öko-Start-Ups oder kleine grüne Unternehmen, auf die sich die aktuelle Situation viel gravierender auswirkt, als auf große konventionelle Unternehmen.

Wie verändert die Situation Eure Zusammenarbeit?

Wir glauben, dass wir in Situationen wie diesen vor allem deshalb ruhig bleiben sollten und uns nicht gegenseitig aufscheuchen dürfen, um der eigenen Linie treu bleiben zu können. Für uns heißt das: weiterhin bedacht in der Wahl unserer Kooperationspartner zu bleiben und nicht aus Panik vor eventuellen finanziellen Einbrüchen, auf einmal Kompromisse einzugehen.

Isa Jehle

Isa Jehle, Consultant

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Dein Business?

Es gibt positive und negative Impacts. Gemeinsam mit einem Partner berate ich gerade ein Unternehmen beim Aufbau einer neuer Business Line. Dabei wollten wir unbedingt mit einem Freelancer zusammenarbeiten. Der hatte allerdings schon seine achtwöchige USA Reise gebucht und stand somit nicht zur Verfügung – bis Trump das Einreiseverbot für Europäer erlassen hat. Das tut uns natürlich sehr leid für ihn und andere, gleichzeitig freuen wir uns riesig, ihn an Bord zu haben. 

Ansonsten wirkt es sich so aus, dass wir gerade viel zu tun haben: wir sind im täglichen Austausch mit unseren Kunden und versuchen bestmöglich dahingehend zu beraten, wie der Impact von Corona auf das Unternehmen möglichst klein gehalten werden kann.

Wie geht Ihr damit um? 

Wir sehen es als unsere Aufgabe eine gewisse Ruhe zu vermitteln und beispielsweise strategische Punkte, die länger schon auf der Agenda standen und für die man mehr Zeit braucht, anzugehen.

Wie verändert die Situation Deine/Eure Zusammenarbeit?

Wir stehen in engerem Austausch als sonst, weil es mehr kurzfristige Entscheidungen zu treffen gibt. Ich persönlich finde, dass solche herausfordernden Zeiten auch positive Effekte auf die persönliche Zusammenarbeit haben. Man hängt zusammen drin und kommt häufig in einen produktiven “Krisenmodus”, der vereint.

Tilman Glatz, Architekt

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Euer Business?

Es ist ein großes Thema für uns. Wir haben aktuell mehrere Projekte im Bereich Gastronomie, wo die Angst einfach allgegenwärtig ist. Viele Projekte, bei denen es gerade in die nächsten Steps gehen sollte, sind deshalb jetzt erst einmal “on hold” gesetzt und wir müssen schauen, wie es da weitergeht.

Wie geht Ihr damit um? 

Wir versuchen, soweit möglich, erst einmal alles so weiter zu machen wie gehabt.

Wie verändert die Situation Eure Zusammenarbeit?

Ich führe unser Architekturbüro gemeinsam mit meinem Bruder. Da wir eh an zwei unterschiedlichen Standorten sitzen und arbeiten, ändert sich an der Zusammenarbeit zwischen uns zweien nichts – sie verläuft weiterhin virtuell und telefonisch. 

Team DEARWORK

Was bedeutet die Corona-Epidemie für unser Business?

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten wir keine Auswirkungen gespürt: Termine wurden arrangiert, Projekte geplant. Nun haben wir uns selbst aktiv dafür entschieden, anstehende Workshops, bei denen wir mit vielen Leuten auf engem Raum arbeiten, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Zum Glück haben wir mehrere Standbeine, und Themen wie unser Magazin laufen weiter.

Wie gehen wir damit um? 

Wir sind in der glücklichen Lage, vieles auch von zuhause aus erledigen zu können. Termine und auch Coachings machen wir jetzt erst einmal telefonisch oder verschieben sie Richtung Ende April. 

Wie verändert die Situation unsere Zusammenarbeit?

Unser Zusammensein ist spürbar distanzierter geworden – normalerweise umarmen wir uns, teilen oft mal Sandwich oder Kaffeetasse. Das hat abgenommen. Unsere inhaltliche Zusammenarbeit wird aber bisher nicht beeinträchtigt. Dafür telefonieren wir einfach häufiger.