„Stil Vor Talent“-Festivals sind etwas Besonderes: Sie finden an wunderschön gelegenen Orten statt, mit einem sorgfältig ausgewähltem Line-Up und einem Mix von Leuten, die für einen Tag nichts als Liebe verbreiten. Es gibt wenige andere elektronische Festivals mit so viel positiver Energie.
Bewegt man sich in den Berliner Bezirken Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain, sieht man nicht selten junge Männer und Frauen mit einem „Stil Vor Talent“-T-Shirt, -Rucksack oder -Jutebeutel herum streunen. Es wurden sogar schon Menschen mit einem „Stil vor Talent“-Tattoo gesichtet. Bedenkt man, dass es sich bei SVT um ein Musiklabel handelt, ist die Identifikation der Fans außergewöhnlich.
Zwölf Jahre gibt es das Musiklabel rund um Oliver Koletzki mittlerweile. Slawjana Ulrich, genannt Slawi, ist seit Anfang an dabei: „Oli und ich kennen uns noch aus unserer Heimatstadt Braunschweig. Die Idee zum eigenen Label entstand 2005, als wir beide schon in Berlin lebten und Oli gerade seine ersten großen Erfolge als DJ und Musikproduzent feierte. Nachdem das Kind einen Namen hatte, wurde gemeinsam überlegt, wer welche Aufgaben übernehmen könnte: A&R Aufgaben, Plattencover, Gema, Labelmanagement, Party-Flyer, Finanzen und und und. Dann haben wir einfach losgelegt und anfangs beide alles gemacht… also, Oli hat Musik gemacht, Künstler akquiriert, ist aufgetreten und dabei Kontakte geknüpft; und ich habe mich um den nicht musikalischen Rest gekümmert.“
Mittlerweile ist Slawjana Geschäftsführerin. Aus dem Projekt Stil Vor Talent ist ein professionelles, in der elektronischen Musikindustrie ziemlich bekanntes Unternehmen mit moderner Führung geworden. Oliver und Slawi haben richtig gute Leute ins Team geholt und vor ein paar Jahren ein neues Headquarter in Berlin-Kreuzberg bezogen. Das schöne Ladenbüro in der Glogauer Straße ist Arbeitsplatz, Showroom, Club und Treffpunkt in einem. Einmal im Monat finden hier die Stil vor Talent Instore Sessions statt, dann tummeln sich Berliner Hipster und Freunde der elektronischen Musik und machen das Büro zur Tanzfläche.
Aber auch an jedem anderen Tag lohnt ein Besuch, so auch heute zu unserem Interview. Oli, der offizielle Boss, ist ausgeflogen. Da dies aufgrund seines Terminkalenders, mit 150 Gigs im Jahr, die Regel ist, treffe ich den inoffiziellen Boss: das Team.
Slawjana, Friedrich Szendzielorz und Christian Breuer schmeißen, gemeinsam mit Domenec und Kim das Tagesgeschäft – eine andere Interpretation von moderner Führung. Nach einem Interview mit diesem Team steigt der Fanfaktor für Stil vor Talent natürlich noch einmal mehr.

Wer hat von euch welche Aufgaben?
Slawi: Friedrich ist Label Manager und das eigentliche Herz des Labels. Als A&R hört er die neuen Einsendungen gemeinsam mit Oliver durch, plant neue Artists-Alben und Compilations und begleitet den Prozess von der Demo bis zum Release im iTunes Store oder im Plattenregal. Ohne Chris mit Domenecs Support würde keiner der Künstler in unserer Booking-Agentur die Clubs der Welt bereisen. Er ist für die Bereiche Booking und Event verantwortlich. Selbst DJ, erweitert Chris mit seinem eklektizistischen Geschmack unseren musikalischen Horizont im Office und auf dem Dancefloor. Chris und Friedrich übernehmen zusammen die Außenkommunikation mit Fans, Musikern und Partnern. Ich selbst verantworte die visuelle Kommunikation und die Zahlen, also die für meine Kollegen langweiligen Geschäftsführungs-Aufgaben. Kim ist in ihrem zweiten Ausbildungsjahr zur Veranstaltungskauffrau und arbeitet total motiviert an allen Fronten mit. Insgesamt sehen wir unsere Aufgaben aber auch nicht zu statisch. Wir helfen und beraten uns gegenseitig. Und lernen stets von einander. Übrigens freuen wir uns immer wieder über neue Gesichter und über Bewerbungen für Praktika, derzeit vor allem im Bereich Visuelle Kommunikation und Grafikdesign. Wir haben hier alle als Praktikanten angefangen und sind geblieben.

Zur Person
NameSlawjana „Slawi“ Ulrich
Jahrgang1982
StudiumGesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UDK
Was zeichnet SVT als Arbeitgeber für euch aus?
Chris: Es ist vor allem das Team, das Office und das stetig wachsende Projekt an sich. Wir haben alle Lust in der Musikbranche zu arbeiten, auch wenn wir nicht unbedingt die Konsumenten unserer Musik sind.
„Man merkt den Effekt seiner Arbeit sofort. Wir werden hier alle unmittelbar gebraucht. Das macht auch die besondere Atmosphäre im Team aus.“
Slawjana Ulrich
Friedrich: Ich schon. Als ich vor sieben Jahren hier angefangen habe, fand ich es vor allem total cool, in genau in diesem Musikumfeld zu arbeiten. Mittlerweile sind die Gründe natürlich viel umfassender. Wie toll das Arbeitsklima und das Team sind, weiß ich ja erst, seitdem ich selber hier arbeite. Darüber hinaus ist Oli, auch wenn er die meiste Zeit des Jahres als Künstler unterwegs ist, ein total fairer und motivierender Chef.
Chris: Für mich ist es die Perspektive, die es ausmacht. Das Label wächst stetig und wir sind unmittelbar an der Gestaltung beteiligt.
Slawi: Ja, man merkt den Effekt seiner Arbeit sofort. Wir werden hier alle unmittelbar gebraucht. Das macht auch die besondere Atmosphäre im Team aus.
Was nervt euch?
Friedrich: Es ist zwar super schön auf Festivals zu arbeiten, aber es kann auch schlauchen, vor allem, wenn es mehrere Wochenenden hintereinander sind. Da ist man nach dem Sommer schon mal ganz schön platt.
Chris: Für Künstler und Fans ist das Feiermodus. Für uns manchmal auch, dabei tragen wir aber gleichzeitig die Verantwortung. Und die steht definitiv im Vordergrund. Außerdem sind wir eigentlich immer erreichbar. Sowohl für unsere Künstler als auch für das Team. Unser WhatsApp-Chat geht oftmals bis in die Abendstunden oder auch am Wochenende.
Slawi: Jeder hier ist sich seiner Verantwortung bewusst – gegenüber unseren Musikern und auch unseren Fans, die wir natürlich immer wieder aufs neue begeistern wollen.
„Wir sind sehr direkt. Wir sagen das, was wir denken, und das auch mal ein bisschen schroffer.“
Christian Breuer
Was zeichnet euren Umgang im Team aus?
Chris: Ehrlichkeit. Wir sind sehr direkt. Wir sagen das, was wir denken, und das auch mal ein bisschen schroffer (lacht). Damit können wir alle gut umgehen. Hinzu kommt, dass wir uns einfach alle richtig gerne mögen.
Friedrich: Wir sehen uns ja auch am Wochenende auf Festivals oder Abends auf Veranstaltungen, da muss man sich schon sehr mögen, sonst funktioniert es nicht.
Slawi: Freundschaft und Vertrauen. Bei sechs Leuten bekommst Du schließlich auch viel aus dem Privatleben der anderen mit.

Zur Person
NameFriedrich Szendzielorz
Jahrgang1988
StudiumInternational Business in Berlin und Cambridge

Zur Person
NameChristopher „Chris“ Breuer
Jahrgang1986
StudiumEngl. Literatur im Master in Newcastle in England
Was erwartet ihr gegenseitig von Euch?
Chris: Gute Laune.
„Wichtig ist, dass wir uns im normalen Alltagsstress immer wieder inspirieren. Wir bringen uns gegenseitig neue Skills bei und teilen unser Know-How miteinander.“
Slawjana Ulrich
Friedrich: Respekt und dass man sich auf einander verlassen kann. Zum Beispiel, dass E-Mails beantwortet werden bzw. dass schriftliche Bitten in To Dos übergehen.
Slawi: Ja, das ist so eine ungeschriebene Regel bei uns. Ich finde es außerdem wichtig, dass wir uns im normalen Alltagsstress auch immer wieder inspirieren. Das heißt, dass wir uns gegenseitig neue Skills beibringen und das Know-How miteinander teilen.
Wie fällt ihr Entscheidungen?
Friedrich: Wir entscheiden zu dritt. Jeder nach seinem Fach. Das letzte Wort hat zwar Oli, nur liegt es natürlich in unserer Macht, wann wir ihn fragen und wie wir die Dinge präsentieren… (lacht)
Wann streitet ihr?
Slawi: Echt selten, manchmal per WhatsApp.
Chris: Manchmal per E-Mail. Direkt eigentlich nie (lacht). Wir können den Ton aber mittlerweile alle gut einschätzen. Und wenn sich doch mal einer im Ton vergreift, sprechen wir anschließend drüber.
Welche Eigenschaft sollte ein*e neue*r Mitarbeiter*in auf jeden Fall mitbringen?
Friedrich: Eigeninitiative. Wir brauchen Mitarbeiter, die Ideen haben und selbständig handeln.
Chris: Teamfähigkeit und eine transparente Kommunikation. Das mussten wir alle lernen. Wir achten sehr darauf, dass alle einbezogen werden.
Slawi: Ehrlichkeit und Offenheit. Wenn man auf Probleme stößt, etwas versäumt oder Fehler macht, ist offene Kommunikation entscheidend, um gemeinsam schnelle Lösungen zu erarbeiten. Gerade weil wir im Feier-Business tätig sind, ist uns darüber hinaus Zuverlässigkeit und Professionalität wichtig. Krank machen und dann im Berghain gesehen werden, geht zum Beispiel gar nicht.
Friedrich: Wer feiern kann, muss auch arbeiten. Oli ist da das beste Vorbild. Der arbeitet montags immer, egal, ob er am Wochenende aufgelegt hat oder nicht. Außerdem ist Oli Pünktlichkeit sehr wichtig, was ich gut verstehen kann. Denn wenn er beispielsweise in Südafrika auf Tournee ist, möchte er sicher sein können, dass wir hier anwesend sind.
Wir spielen Ping Pong. Ich nenne einen Begriff und ihr sagt mir, was euch dazu einfällt:
Euer Team?Fröhlich und liebevoll im Umgang.
Euer Produkt? Rave Ekstase!
Euer Büro?Treffpunkt. Unsere Freunde kommen hier zwischendurch vorbei.
Wichtigster Gegenstand im Büro?Unser DJ-Pult.
Rituale?Angrillen bei Oli zum Sommeranfang.
Zusammenarbeit?Nonstop.
Arbeitszeiten?10 bis 18 Uhr im Büro. Und jeder von uns hat einen Home-Office-Tag. Als Mama 9 bis 16 Uhr. Mit Flexibilität.
Geld?Mittlerweile können wir alle gut davon leben. Hier arbeitet keiner umsonst, auch Praktikanten nicht.
Kunden?Ich freu mich jedes Mal total, wenn wir im Store oder auf Festivals die Diversität unserer Kunden spüren: von jungen Hipstern bis zu alten Ravern.
Essen & Trinken?Unbefriedigend. Unser Kiez rund ums Büro wird kulinarisch gerade erst erschlossen.
Familie & Job?Ich bekomme hier beides hervorragend unter einen Hut. Das funktioniert vor allem, wenn man Olis Vertrauen in die eigene Arbeit hat und den Rückhalt des gesamten Teams. Dafür bin ich allen mega dankbar.
Tägliche Herausforderung?Das morgendliche E-Mail-Postfach.
Bester Moment des Tages?Die erste Stunde im Büro. Nach dem turbulenten Morgen vor dem Kindergarten, freue ich mich morgens auf meine fast mediative erste Arbeitsstunde.