Wie funktioniert eigentlich: Die 4-Tage-Woche

Die Idee

Die 4-Tage-Woche ist ein alternatives Arbeitszeitmodell zur klassischen 40-Stunden-Woche. Der Ansatz: Mitarbeiter*innen gewinnen einen zusätzlich freien Tag und Unternehmen erholte, engagierte Angestellte. Konsequent umgesetzt bedeutet das, dass die 4-Tage-Woche zur neuen Normalarbeitszeit wird. Sprich: bei vollem Lohnausgleich. Studien zeigen, dass die Rechnung aufgehen kann – eine kürzere Wochenarbeitszeit steigert in der Regel nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen, sondern auch deren Produktivität.

Die Vorgeschichte

Seit den 1960er Jahren gilt die 5-Tage-Woche mit 40 Wochenstunden als gesetzte Konstante im deutschen Arbeitsmarkt. Lange wurde daran nicht gerüttelt. Erst seit kurzer Zeit wächst das Verständnis dafür, dass es flexiblere, lebensfreundlichere Angebote braucht, um die vielfältigen Lebens- und Familienmodelle der heutigen Gesellschaft zu berücksichtigen.

Die Verbreitung

Die 4-Tage-Woche erfährt aktuell immer größere Aufmerksamkeit. 2019 testete Microsoft Japan das Modell mit 2.300 Mitarbeitern*innen bei gleichem Gehalt. Nach eigener Aussage erfolgreich. Kleine und mittelständische Unternehmen nutzen die 4-Tage-Woche, um sich im Wettbewerb um Talente als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Anfang 2020 machte die finnische Ministerin Sanna Marin Schlagzeilen als sie angeblich die 4-Tage-Woche und den 6-Stunden-Tag für ganz Finnland forderte. Dieser Vorstoß wurde schnell als solcher revidiert, dennoch brachte Marin damit das Thema auch in Deutschland auf die politische und gesellschaftliche Agenda. Und die starke Resonanz zeigte einmal mehr, wie viele Arbeitnehmer*innen sich nach alternativen Modellen sehnen. Grundsätzlich ist man in Skandinavien diesbezüglich sehr viel experimentierfreudiger als in Deutschland. In ganz Schweden wurde beispielsweise schon mehrmals erfolgreich der 6-Stunden-Tag getestet.

In Zeiten von Digitalisierung und Automatisierung gilt eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung als zunehmend realistischer. Und auch in der Klima-Debatte rückt die 4-Tage-Woche mehr und mehr in den Fokus: Weniger Arbeitsstunden können den Verbrauch von Ressourcen und Treibhausgasen verringern und so einen positiven Effekt aufs Klima bedeuten.

Die Bedenken

Viele deutsche Unternehmen fürchten nach wie vor höhere Kosten und eine sinkende Produktivität, wenn die Mitarbeiter*innen nicht immer im Einsatz beziehungsweise erreichbar sind, sondern bei gleichem Gehalt schlicht weniger Stunden arbeiten. Viele Arbeitnehmer*innen fürchten gleichzeitig einen Karriereknick oder finanzielle Einbußen in Gehalt und Rente. Einigen Fürsprecher*innen flexibler Arbeitszeitmodelle hingegen geht die 4-Tage-Woche nicht weit genug. Ihre Kritik: Eine 4-Tage-Woche verspreche nicht zwangsläufig mehr Arbeitszeitsouveränität und Flexibilität und passe auch nicht in jede Lebensphase.

Die Vorteile

Wie so oft lautet die entscheidende Frage auch hier: Wie genau wird das Modell gelebt? Zahlt das Unternehmen auch bei weniger Arbeitsstunden gute Gehälter, oder gar den vollen Lohnausgleich? Ist es eine Wahlmöglichkeit von mehreren? Kann das Modell regelmäßig an aktuelle Lebensphasen angepasst werden? Zweifelsfrei kann die 4-Tage-Woche für viele genau das richtige Arbeitsmodell sein.

Einige der potentiellen Vorteile im Überblick:

  • Mehr Zeit für Familie, Pflege, eigene Projekte, Hobbys, Weiterbildung, ehrenamtliches Engagement, etc.
  • Positive Auswirkung auf Kreativität und Produktivität
  • Stressprävention durch längere Erholungsphasen
  • Weniger Krankmeldungen / Fehltage
  • Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität
  • Ansprache neuer Bewerber*innen / potentieller Mitarbeiter*innen 
  • Energie- und Kostenersparnisse

Mehr verstehen, mehr erfahren

Warum Wissenschaft und Politik eine Arbeitszeitreduzierung zunehmend fordern und wie das funktionieren kann:
„Vier Tage arbeiten bei gleichem Gehalt – und die Firma profitiert auch“ (Welt.de)

Weniger arbeiten, aber dafür länger:
Die “SZ”-Kolumnistin Teresa Bücker will “das gute Leben” nicht in die Zeit des Ruhestands schieben und die Jahrzehnte davor dem Job widmen