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„Unser Zuhause soll zeigen, was uns wichtig ist“ – Ein Besuch im Headquarter von Urban Sports Club.

Wie überträgt man den eigenen Spirit, wenn man seine Mitarbeiterzahl innerhalb weniger Jahre fast verzehnfacht? Urban Sports Club verzeichnet ein derart rasantes Wachstum und hat eine Antwort gefunden: die eigene Kultur am Arbeitsplatz sicht- und erlebbar machen. Mit dieser Vision ist Ende 2019 das neue Headquarter des Berliner Digitalunternehmens entstanden. Wir haben vorbei geschaut und CEO Benjamin Roth zum Gespräch getroffen.

Der Eingangsbereich bei USC wird mit seiner Müslibar zum morgendlichen Treffpunkt

Rückblick: Sommer 2019. Dicht gedrängt sitzen die Mitarbeiter*innen von Urban Sports Club hinter ihren Rechnern. Der ohnehin schon schmale Flur wird von einigen Holzkabinen weiter geschmälert. Darin finden Mitarbeiter*innen Platz, um kurz etwas zu besprechen oder zu telefonieren. Meetingräume sind rar. Auf einen Empfangstresen wurde komplett verzichtet. Alles aus Platznot. 

Seit November vergangenen Jahres ist nun alles anders. Seitdem sitzt das stark expandierende Start-up in Berlin-Kreuzberg – endlich wieder mit der kompletten Teamgröße versammelt unter einem Dach. Zuletzt mussten ganze Abteilungen ausgelagert werden. Denn als das Unternehmen Anfang 2018 das letzte Mal umzog, zählte es noch rund 70 Mitarbeiter*innen. Beim Umzug in die neue Unternehmenszentrale nur anderthalb Jahre später waren es bereits knapp 500. 

Was macht das mit einem Unternehmen, ständig die Grenzen des eigenen Wachstums auszuloten? Was bedeuten solche steilen Kurven für Management, Team und vor allem die Firmenkultur? Und wie kann ein Umzug in neue Räumlichkeiten helfen, die eigene Identität zu bewahren – ja, vielleicht sogar erst richtig zu definieren? Wir treffen Co-Gründer und Geschäftsführer Benjamin Roth in der Cafeteria des neu bezogenen Headquarters.

„MIT DEN NEUEN RÄUMEN WOLLEN WIR ZEIGEN, DASS WIR ES WIRKLICH ERNST MEINEN MIT DEN THEMEN SPORT UND COMMUNITY.“

Benjamin Roth, CEO
Dearwork

Wir haben einige Artikel gefunden, in denen stand: Endlich hat Urban Sports Club Platz! Erschienen: Anfang 2018. Da ging es also um Euren letzten Umzug. Ist das hier wie beim BER-Flughafen: Wenn ein neues Büro erstmal fertig ist, ist es schon wieder zu klein?

Benjamin Roth

In der Tat kennen wir dieses BER-Leid! Als wir unser voriges Büro in Moabit endlich beziehen konnten, waren wir so stark gewachsen, dass wir schon wieder neu suchen mussten. Daher haben wir jetzt gleich den großen Sprung gewagt und uns von 700 auf 5.000 Quadratmeter vergrößert. Vorher hatten wir einige Teams in Co-Working-Spaces untergebracht. Jetzt sind wir endlich alle vereint. Das hat den Umzug noch schöner gemacht.

Dearwork

Warum war er außerdem schön?

Benjamin Roth

Unser Ansatz war klar: Wir wollten unser neues Zuhause auf uns ausgerichtet maßschneidern lassen. Vorher gab es keine Extras, keine großen Gedanken zur Einrichtung. Wir wussten ja, dass wir dort nicht lange bleiben würden. Und das Thema Identität hat uns damals noch nicht so beschäftigt. Schließlich kann man die Kultur eines Unternehmens viel einfacher und persönlicher transportieren, wenn man ein kleines Team ist und wie wir damals noch in zwei Zimmern sitzt. Man verbringt viel Zeit miteinander, kann sich über Werte beim Lunch austauschen. Jetzt soll das Büro nach innen und außen wirken.

Dearwork

Inwiefern?

Benjamin Roth

Nach innen soll es unsere Teams daran erinnern, in welchem Segment wir arbeiten und wie wir arbeiten wollen. Es soll Spaß machen, hierher zu kommen, gleichzeitig soll es um Sport und Gesundheit gehen. Und nach außen soll unser neues Zuhause natürlich die Marke repräsentieren. Wir wollen zeigen, dass wir es wirklich ernst meinen mit den Themen Sport und Community. 

Dearwork

Was sollen die Menschen denn spüren, wenn sie das neue Headquarter betreten?

Benjamin Roth

Wir haben uns entschieden, unten den Community-Bereich zu etablieren. Hier kommen wir zusammen, um einen Kaffee zu trinken, zu frühstücken, oder uns abends auf ein Feierabend-Bier zu treffen. Dies ist ein offenes Haus. Das ist uns enorm wichtig. Deswegen kann man durch die großen Fensterscheiben auch reingucken und uns sehen. Und dass die „Community“ für uns wichtig ist, klingt ja bereits in unserem Firmennamen durch das Wort “Club” mit. Wir wünschen uns, dass genau das auch auf den ersten Blick klar und hier so gelebt wird. Hier begegnet man sich, hier findet Kommunikation zwischen den Abteilungen statt. Raus aus dem Silodenken. Da wollen wir vorgreifen: An diesem Ort sollen sich alle miteinander vermischen. Langfristig auch durch für die Community – sprich für die Mitglieder – geöffnete Veranstaltungen.

„MAN KANN UNSERE WERTE HIER AN VERSCHIEDENEN STELLEN SPÜREN, BESONDERS IN DER GESTALTUNG UNSERER ZUSAMMENARBEIT.“

Benjamin Roth
Dearwork

Welche Werte habt Ihr noch während des Prozesses erarbeitet?

Benjamin Roth

Wir haben vor dem Umzug einige konkrete Werte entwickelt. Wir haben Schlagworte definiert und die Gedanken dazu dann in ganzen Sätzen ausformuliert, welche wir wiederum auch in Behaviors, sprich Verhaltensregeln übersetzt haben. “Leave your ego at the door” ist so ein Beispiel. Man soll hier nicht alleine an der eigenen Karriere arbeiten, sondern auch das Team glänzen lassen.

Dearwork

Das bedeutet: Wie wird das durch die Architektur übersetzt? Und hat Euch der Umzug geholfen, Eure Werte auch für die eigenen Mitarbeiter*innen sichtbar zu machen? 

Benjamin Roth

Man kann unsere Werte hier an verschiedenen Stellen spüren, besonders in der Gestaltung unserer Zusammenarbeit. Wie ich Meetings ansetzen und in welchem Setup ich bestimmte Themen besprechen kann – vom Sitzen auf Gymnastikbällen bis zum Fitnessraum, von der klassischen U-Form bis zur Tribüne, das ist jetzt alles möglich. Diese Form der kreativen Zusammenarbeit erwarten unsere Mitarbeiter*innen auch von uns. Mit einer verstaubten Konferenz-Atmosphäre holen wir die junge Generation nicht mehr ab.

Dearwork

Ist eine durchdachte Arbeitsplatzgestaltung heute im Kampf um die besten Talente unverzichtbar geworden?

Benjamin Roth

Uns Gründern ist es auch ein persönliches Anliegen, eine stimmige Atmosphäre zu kreieren in der sich alle wohlfühlen. Deshalb war es auch ein Muss, die eigene Kultur zu definieren und sichtbar auf die Fläche zu bringen. Auch weil wir gemerkt haben, dass wir unsere Message mit fast 500 Mitarbeiter*innen nicht mehr ohne weiteres transportiert bekommen. Das ging einfacher, als wir noch alle in einem Raum saßen – heute müssen wir andere Wege finden, unseren Spirit zu übertragen. Da ist das Büro ein toller Vermittler. Es zeigt, wie man denkt und fühlt. Ohne es jeden Tag aussprechen zu müssen.