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„Der Trend zur Dezentralität bedingt den zur Einsamkeit“ – Ein Gespräch mit Yara Hoffmann und Daniel Vonier.

Gemeinsam mit everyworks, dem Co-Working Space der Deutschen Bahn, blicken wir in einer Interview-Serie auf die Megatrends der Arbeitswelt. In Folge 01 stellen wir uns der These: Die Zukunft der Arbeit ist dezentral. Wenn wir jederzeit und überall arbeiten können – was bedeutet das für Unternehmen, für Arbeitsorte und jede*n einzelne*n von uns?

Beim hybriden Interview mit unseren Gästen Yara Hoffmann und Daniel Vonier

Im zehnten Stock am Berliner Hauptbahnhof treffen wir bei everyworks, dem neuen Coworking Space der Deutschen Bahn, auf Yara Hoffmann. Die Journalistin, Podcasterin und Unternehmerin untersuchte zuletzt mit der CDU-Politikerin Diana Kinnert die, wie sie sagen, andere, noch viel größere und schon länger grassierende Pandemie – die der Einsamkeit. Yara sagt: „Dezentral aufgestellte Unternehmen unterschätzen den Faktor mentale Gesundheit.“

Aus dem Münchener Büro zugeschaltet ist heute Daniel Vonier. Als Global Vice President People and Organizational Growth Team bei SAP ist Daniel bestens vertraut mit den Chancen und Risiken der zunehmenden Dezentralisierung von Arbeit. Er sagt: „Ein Unternehmen ist eine Bühne – viele geben vor etwas zu sein“, und erklärt, warum es in diesen Zeiten und auch langfristig so wahnsinnig wichtig ist, dass wir ehrlich mit unseren Emotionen umgehen.

„FÜR VIELE IST DAS BÜRO NICHT NUR EIN ORT DER ARBEIT, SONDERN AUCH EIN SOZIALER RAUM IN DEM BEZIEHUNGEN UND FREUNDSCHAFTEN ENTSTEHEN.“

Daniel Vonier, Organisationsberater und Autor
Dearwork

Daniel, warum ist dezentrales Arbeiten eigentlich ein so starker Trend, auch bei SAP – und auch ganz unabhängig von der Pandemie?

Daniel Vonier

Das ist keine gezwungene Aktion, an der wir strukturiert arbeiten. Schon vor Corona wurden etwa 25 Prozent der Jobs bei SAP komplett virtuell ausgeführt, natürlich auch weil wir international standortübergreifend zusammenarbeiten. SAP ist schon lange ein dezentral aufgestelltes Unternehmen, jetzt beschleunigt sich diese Entwicklung. Hinzu kommt: es gibt immer mehr Leute, die keine Pendelzeit mehr in Kauf nehmen wollen. Die möchten morgens nicht zwei Stunden früher aufstehen, wenn sie den Call auch von zu Hause aus machen können. Hinter dem Trend vom dezentralen, virtuellen Arbeiten stecken also auch persönliche Präferenzen, denen wir als Firma nachkommen wollen. 

Dearwork

Was sind Deiner Meinung nach die größten Chancen dieser Arbeitsform?

Daniel Vonier

Eine Chance ist, Talente unabhängig vom Standort gewinnen zu können. Früher musste man mit seinem Büro an einem gewissen Standort sein, um die Top Talente anzuziehen. Was auf der schwäbischen Alb schwieriger ist als in Berlin oder München. Mittlerweile sind viele Jobs komplett virtuell ausgeschrieben. Niemand muss dafür mehr umziehen, die Familie aus dem sozialen Kontext herausreißen. Stattdessen reist man einmal im Monat ins Headquarter oder in ein angeschlossenes Büro. In der jüngeren Generation sind heute viele auch gar nicht mehr bereit, sich für die Firma zu entwurzeln oder die Wunschstadt aufzugeben. Ein weiterer Vorteil: die Kosten. Unsere Travel Expenses haben sich im letzten Jahr geviertelt.

Dearwork

Wo siehst Du die größten Gefahren? 

Daniel Vonier

Im Hinblick auf Technologie, Produktivität, Effektivität und Effizienz kann man ein Unternehmen dezentral führen. Das heißt, es ist keine Frage der technologischen Machbarkeit, sondern eher, was man sich auf zwischenmenschlicher Ebene wünscht. Für viele ist das Büro nicht nur ein Ort der Arbeit, sondern auch ein sozialer Raum in dem Beziehungen und Freundschaften entstehen. Wir müssen also aufpassen, dass wir diesen Raum des Zusammenkommens, des Gemeinschaftsgefühls nicht nehmen. Ich persönlich glaube außerdem, dass gerade bei kreativen Jobs nicht unbedingt die Produktivität ansteigt, wie aktuell oft betont wird, sondern dass langfristig eher ein Abfall passieren wird.

Dearwork

Yara, Du arbeitest selbstständig, bist freie Journalistin und Podcasterin. Findest Du persönlich Gefallen am mobilen, dezentralen Arbeiten oder sehnst Du Dich nach einem gemeinschaftlichen Arbeitsort? 

Yara Hoffmann

Ich war in den vergangenen Jahren sehr gebunden an einen Arbeitsort und damit auch an einen Wohnort. Ich dachte immer, ich will ankommen. An einem Ort, an dem ich bleibe, lebe, arbeite. Irgendwann habe ich realisiert, mein Leben spielt anders und ich bin vielleicht auch doch gar nicht so. Das hat mich befreit. Jetzt liebe ich es, mir Zeit und Ort frei einzuteilen. Gleichzeitig genieße ich auch den Austausch in einem Co-Working Space mit Menschen, die etwas ganz anderes machen als ich, mir neuen Input geben, die kreativ und motiviert sind. 

Dearwork

In der Pandemie hast Du den Podcast “Allein zu sein” mit der CDU-Politikerin und Unternehmerin Diana Kinnert initiiert, in dem Ihr über Einsamkeit sprecht. Ihr nennt es auch “die andere Pandemie”. Wieso ist in unserer hyper-connecteten Welt ausgerechnet Einsamkeit ein so riesiges Problem? 

Yara Hoffmann

Weil wir alle vermeintlich verbunden sind über soziale Netzwerke, aber jede*r trotzdem alleine ist. Es gibt eine ganze Generation, die nicht mehr gewöhnt ist zusammenzusitzen, sich auszutauschen. Gleichzeitig haben wir den steigenden Druck von außen. Wir sind bei Social Media, präsentieren uns, sehen, wie das andere tun und wollen immer besser, toller, schöner werden, einem vermeintlichen Ideal entsprechen. Dieser Druck führt dazu, dass man sich selbst immer kritischer betrachtet, sich beginnt zurückzunehmen, und damit die eigene Offenheit und echte Beziehung zu sich selbst und zu anderen schwinden. Einsamkeit ist aber nicht nur in der jüngeren Generation gegenwärtig, sie ist in jeder Sparte unserer Gesellschaft präsent und es gibt sehr viele Faktoren, die dazu beitragen. Man muss nur den eigenen Blick dafür schärfen, dann erkennt man das Problem überall. 

„DEZENTRAL AUFGESTELLTE UNTERNEHMEN UNTERSCHÄTZEN DEN FAKTOR EINSAMKEIT UND MENTALE GESUNDHEIT. VIRTUELLE LUNCHDATES TRAGEN NICHT ZWANGSLÄUFIG ZU MEHR GEMEINSCHAFTSGEFÜHL BEI.“

Yara Hoffmann, Journalistin und TV-Moderatorin
Dearwork

Verstärkt der Trend hin zum dezentralen Arbeiten auch den Trend der Einsamkeit?

Yara Hoffmann

In einem unserer Podcasts haben wir mit Julian Teicke, dem CEO der digitalen Versicherungsplattform Wefox gesprochen, der uns erklärte, wie sehr sie als dezentral aufgestelltes Unternehmen den Faktor Einsamkeit und mentale Gesundheit unterschätzt haben. Lange haben sie während der Pandemie virtuelle Lunchdates oder andere Aktivitäten angeboten. Bis sie feststellten, gemeinsame Meetings tragen nicht zwangsläufig zu mehr Gemeinschaftsgefühl bei – immer mehr Mitarbeitende fielen aus, kamen zunehmend an ihre Grenzen. Da war klar: Es braucht andere Maßnahmen, echten Austausch und professionelle Hilfe von Psycholog*innen, die wirklich an den Leuten dran sind und mit ihnen sprechen und arbeiten. Das macht sehr deutlich, dass der Trend zur Dezentralisierung den zur Einsamkeit bedingt.

Dearwork

Was tut Ihr bei SAP um möglicher Einsamkeit vorzubeugen und mentale Gesundheit zu stärken, Daniel?

Daniel Vonier

Erstmal kann ich komplett unterschreiben, was du über Einsamkeit sagst, Yara. Heute ist doch die Frage: Ist die Verantwortung von Unternehmen eine andere? Ist sie größer geworden? Ich glaube ja. Wir haben beispielsweise einen Mental Health Day eingeführt. Da hatte die ganze Firma einen Tag frei. Es gab freiwillige Aktivitäten. Wir haben bei SAP eine große Mindfulness Practice mit ausgebildeten Coaches, die mit tausenden von Mitarbeitenden Mindfulness Seminare durchlaufen. Es gibt Foren, wo man gemeinsam meditieren kann. Es gibt die “Minute to arrive in Meetings” – eine gemeinsame Minute um anzukommen und präsent zu werden. Einige Leute finden das gut, andere sind der Meinung, das ist übergriffig und geht zu sehr ins Private. Deshalb sind viele Angebote optional. Als Firma erkennen wir, dass wir hier etwas tun müssen, und gleichzeitig merken wir, dass es nicht leicht ist. 

Dearwork

Daniel, Du vergleichst die Arbeitswelt mit einer Theaterbühne – und sagst, die New Work Prinzipien führen nur dazu, dass attraktivere Bilder von Arbeit, Führung, Organisation gezeichnet werden, doch sie führen uns eher weg davon, dass wir als Organisation oder Einzelperson mehr wir selbst sind. Warum ist, wie Du es nennst, „Realness“ in deinen Augen so wichtig? 

Daniel Vonier

Aus der Unternehmensperspektive sehe ich es so: Viel Potential von Menschen wird nicht abgerufen, weil wir sie in feste Rollen mit klaren Arbeitsanweisungen stecken. Ein Unternehmen ist eine Bühne, viele geben vor etwas zu sein. Wir haben dabei auch richtig schöne Requisiten – früher waren das Anzüge, unterschiedliche Privilegien oder sonstige Statussymbole. All die verschwinden sukzessive und dennoch stecken viele Mitarbeitende weiterhin viel Kraft in die Ausführung ihrer Rollen und damit nicht sie selbst zu sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass Unternehmen die Menschen ermutigen und ihnen einen psychologisch sicheren Raum bieten der ihnen erlaubt, mehr von ihrer Persönlichkeit preiszugeben, um herauszufinden, was kann die Person, wie können wir sie besser einsetzen und wie kann sie wachsen? 

Dearwork

Und aus der Perspektive der Einzelperson?

Daniel Vonier

Es kostet extrem viel Kraft so eine Rolle zu spielen. Wenn ich gewisse Werte und Prinzipien habe, aber ständig in einer Rolle stecke, in der ich andere Prinzipien verfolgen muss oder gar gegen meine eigenen Werte verstoße, entsteht eine riesige Spannung zwischen dem, was ich bin und dem, was ich vorgebe zu sein. Diese Spannung kann man eine Zeit lang aushalten, aber nicht auf Dauer. Die Folgen kennen wir: Depression, Burnout, Entfremdung von sich selbst und der Arbeit und eben auch Einsamkeit, weil ich nicht mehr weiß, wer ich bin, wer ich sein darf, und wer auch nicht. 

Daniel Vonier
Als Global Vice President People & Organizational Growth bei SAP ist Daniel Vonier verantwortlich für die Gestaltung eines effizienten, innovativen Arbeitsumfelds – und gleichzeitig für das Wachstum jedes einzelnen Mitarbeitenden. Er ist Autor des Buches Unlearning Hierarchy.
Die Journalistin, Podcasterin und Unternehmerin Yara Hoffmann interessiert sich für menschliches und gesellschaftliches Miteinander, den Austausch von Perspektiven – so zum Beispiel in ihrem Podcast halloyara, in dem sie mit starken Persönlichkeiten über Wendepunkte im Leben spricht.
Dearwork

Als Global Vice President People and Organizational Growth Team bist Du bei SAP auch für das Wachstum jeder und jedes Einzelnen mit verantwortlich. Was kannst Du hier bewirken?

Daniel Vonier

Ich setze mich beispielsweise sehr dafür ein, dass wir besser – und damit meine ich ehrlicher – mit unseren Emotionen umgehen. Real sein zu dürfen hat auch damit zu tun, ob ich auf den Tisch legen darf, wie ich denke, fühle, und was ich mitbringe. Das heißt nicht, dass ich jeden kleinen Firlefanz mit zur Arbeit nehme. Aber wenn es mir scheiße geht, weil irgendwas los ist, dann soll ich das auch sagen können. Dann wissen es die anderen und können anders damit umgehen.

Yara Hoffmann

Ich finde sehr progressiv, schön und wichtig, was du sagst, weil ich glaube, dass wir das viel mehr brauchen. Ich glaube aber auch, dass viele Menschen ihre Rolle so innehaben, dass sie gar keinen Widerspruch zu sich erkennen. Sie haben verlernt, was und wer sie eigentlich sind. Wir haben unsere Rollen im Beruflichen wie im Privaten perfekt aufgebaut, wir stecken so tief drin in dem, was wir denken, was richtig ist und wer wir sind. Und gleichzeitig sehnen wir uns alle danach, Echtheit und Verletzlichkeit zuzulassen.

Dearwork

Welche Rolle spielt da Führung, um diese Nähe zu sich und anderen herzustellen, mehr Authentizität zu fördern? 

Daniel Vonier

Eine riesige! Man kann als Führungskraft natürlich sagen, wenn es dir nicht gut geht, komm zu mir. Das ist nett gemeint, aber so läuft es leider nicht. Die Leute finden es komisch mit ihren Chef*innen über Privates zu sprechen. Wenn ich aber als Führungskraft voran gehe und auch erzähle, zuhause geht’s gerade turbulent zu, lädt das die Mitarbeitenden dazu ein, es auch zu tun und ist gleichzeitig nicht übergriffig. 

„ES FÄLLT UNS HEUTE SEHR SCHWER, ECHTE INTIMITÄT ZUZULASSEN, WEIL WIR ANGST HABEN, ABGELEHNT ZU WERDEN UND UNS VERLETZLICH ZU MACHEN.“

Yara Hoffmann
Dearwork

Welche Möglichkeiten habt Ihr hierfür im dezentralen Arbeitsumfeld geschaffen, wann teilt Ihr Euch einander mit?

Daniel Vonier

Zu Beginn unserer Meetings können Leute sagen, was sie beschäftigt. In unseren Check-Ins geht es nicht darum zu fragen „How are you today?“, sondern „Wie bist du heute hier?“. Sprich, gibt es irgendwas, das dazu führt, dass du nicht ganz mit dem Kopf dabei bist? Dann teilst du das und die anderen wissen, dass sie von dir heute vielleicht nicht die volle Aufmerksamkeit bekommen.

Yara Hoffmann

Dieses Abfragen von „How are you here today?“ bedarf von allen Seiten aber auch einem Training! Denn das erfordert von der einen Seite die Offenheit, das daraufhin Gesagte wirklich anzunehmen und von der anderen Seite, diese Form der Intimität zuzulassen. Es fällt uns heute sehr schwer, echte, richtige Intimität zuzulassen. Das hat was mit Verletzlichkeit zu tun, der Angst, abgelehnt zu werden im weitesten Sinne. Das spielt in dem ganzen Einsamkeitskontext eine große Rolle. Je öfter man Fragen stellt wie „Wie bist du heute hier?“, desto natürlicher wird es darüber zu sprechen, desto mehr beginnt man zu spüren: ich darf ehrlich antworten, es ist in Ordnung. Über Jahrzehnte haben wir das nicht zugelassen, haben weggeschoben und den Schrank richtig fest verschlossen. Natürlich knarzt der jetzt.

Daniel Vonier

Da würde ich aber gern noch ein Paradoxon der heutigen Zeit einwerfen, das ich sehr interessant finde: Wir sitzen bei der virtuellen Arbeit nicht mehr gemeinsam in einem Raum und gleichzeitig bringt uns diese Arbeitsform näher zusammen. Ich bin in das Homeoffice der anderen reingezoomt und erhalte interessante, authentische Eindrücke. Ich entdecke einen Roman im Hintergrund, den ich auch gelesen habe, die Kinder rennen durchs Bild, eine Kollegin hat das gleiche Regal. Es entstehen echte Anknüpfungspunkte. Über die Distanz setze ich mich mehr mit der gesamten Person auseinander, es entsteht mehr Nähe.

Dearwork

Welche weiteren Orientierungspunkte brauchen wir eigentlich im dezentralen Arbeitsumfeld: Können gemeinsame Ziele und Werte einen ähnlichen Halt geben wie Beziehungen? Können sie vielleicht gar unsere Beziehungen, auch über physische Distanz, stärken?

Daniel Vonier

Ja, auf jeden Fall. Eine gewisse Sinnhaftigkeit beim Projekt, eine Vision, das bringt Leute zusammen. So entsteht eine gemeinsame Basis und entweder ich fühle mich der verpflichtet und mich mit meinen Werten repräsentiert, oder halt nicht. Unternehmen, die stark ihren Unternehmenszweck leben, so ihre Werte transportieren und auch in die tagtägliche Arbeit übertragen, haben einen großen Zusammenhalt. Wenn man einen gemeinsamen Nordstern hat, gibt der vieles vor, was sonst vielleicht unausgesprochen ist. 

Dearwork

Was sind Eure ganz persönlichen neuen Rituale und Regeln fürs dezentrale Arbeiten? 

Yara Hoffmann

Ich setze mir bewusst Pausen, gehe raus und atme durch. Mir hilft es nicht, mich an Zeiten zu halten, sondern wirklich auf mich zu hören. Wann bin ich kreativ, wann konzentriert, wann brauche ich eine Mütze Schlaf, wann einen Kaffee mit Leuten, wann einen Spaziergang alleine in der Natur. 

Daniel Vonier

Immer wieder vom Außen abschalten, um nach innen zu fühlen. Für mich geht das in der Natur, in den Bergen, da bin ich präsent. Wenn ich auf dem Rad sitze, läuft mein Prozessor so schnell, da kann ich gar nicht an das nächste Meeting denken. Und das Thema Dankbarkeit ist für mich wichtig. Dass wir uns immer wieder auf das fokussieren, was gut läuft, was funktioniert, was wir haben. Das letzte Jahr hat unsere Linse etwas verdunkelt und man sieht vieles negativer. Darum ist es umso wichtiger, sich immer wieder zu besinnen. Ich mache das mit einem Dankbarkeitsbüchlein und schreibe darin auf, wofür ich in dieser Woche dankbar bin. Das führt zu ganz anderen Emotionen und Befinden. Mir persönlich hilft das sehr. 

Yara Hoffmann

Neulich habe ich auf einer Konferenz von dem Moment berichtet, als ich aus diesem festen, sicheren Job rausgegangen bin und mich für dezentraleres Arbeiten, aber auch viel mehr Freiheiten und Entfaltung entschieden habe, das Familienumfeld für viel Unmut gesorgt hat. Daraufhin haben viele Menschen berichtet, dass es ihnen ganz ähnlich ging. Ich glaube, sehr viele spüren innerlich, was ihnen gut tut und was sie brauchen im beruflichen Kontext – aber gleichzeitig sind wir alle so gehemmt durch unser Umfeld, die Gesellschaft, die Familie, dass wir uns nicht trauen, dieses Risiko einzugehen. Doch wenn ich eins gelernt habe, ist es, immer auf sich selbst zu hören. Sich zu trauen, die Schritte zu gehen, die sich für einen selbst richtig anfühlen. Wenn man Mut zeigt und sein Leben danach ausrichtet, wird das belohnt.